The Hurricane Project – altes Lego, Gobricks, Steinchenexpress, Bricklink und Waschmaschinen (Prolog)

Header zu 6338 Artikelreihe Teil 1 Prolog

Himmel, es hört nicht auf und das ist auch gut so. Letzten Monat hab ich ein kleines Konvolut gekauft für einen einstelligen Betrag. Aber was macht man eigentlich, wenn man nur so angebrochene oder unvollständige Sets von Lego im Netz kauft?

The Hurricane Project-Artikelreihe:

Teil 1: Prolog

Teil 2: Aufbau

Teil 3: Review

Gleich vorab, das wird ein Mehrteiler werden mit Veröffentlichungen in unregelmäßigen Abständen. Ihr könnt dann später hier über diesen Text ein Linkverzeichnis zu den Teilen lesen. Dieser Teil ist eher sowas wie eine Einleitung, eben ein Prolog dazu. Und eine Anleitung auch noch.

Das Set kam 1995 auf den Markt und das war kurz vor dem Beginn meiner Dark Ages, es stand damals noch auf dem Wunschzettel, aber dann kamen Dark Ages mit x86er-Computer, Mädels, Ausgehen, Berufsausbildung, Arbeit, Frau, Kind, Hunde und andere Dinge, die das Älterwerden über ein Vierteljahrhundert so mit sich bringt. Ich hab das Set aus den Augen verloren bis ich Februar 2020 meine Leidenschaft für das Thema Klemmbausteinhafen wieder entdeckt habe. Dann habe ich so alle paar Wochen diverse Kleinanzeigenbörsen durchkramt und immer, wenn ich etwas für mich preiswertes gefunden habe, schlag ich zu.

Einkauf

Angefangen hat alles mit einem eBay Kleinanzeigen-Fund, einem Set, welches ich nun schon länger wieder auf dem Suchradar hatte: Lego 6338, Hurricane Harbor oder auf deutsch: Küstenwache.

Unvollständig aber vielversprechend: Lego 6338 von 1995.
Unvollständig aber vielversprechend: Lego 6338 von 1995.

Die Anzeige stand drin für 10,- Euro, nach einem freundlichen Mailverkehr hat mir dann die nette Verkäuferin noch weitere Restteile draufgelegt, es wurden acht Euro plus Versandkosten obendrauf. Wow!

Das war so um Mitte März herum, die Teile kamen in einer sehr kreativen Verpackung an und nach der Öffnung waren Gummihandschuhe notwendig, sagen wir es so. Staub, Wollmäuse, menschliche Haare und andere klebrige Dinge (vermute uralte Limo), die es eher unappetitlich gemacht haben – die Bilder erspare ich euch.

Macht aber nix – denn das ist nur ein zusätzlicher „Baustein“ für die kommende Artikelreihe zum Vorhaben:

Lego 6338 – The Hurricane Project

Der englische Name ist auch der Namensgeber für die Artikelreihe. Gedankenaufhänger für die Artikelreihe: Jeder von uns hat alte Dänensets von Lego irgendwo rumliegen, sei es bei den Eltern oder anderen Verwandten im Keller, im Speicher, in irgendwelche Kisten – egal wo, egal in welchen Zuständen. Wir haben alle damit gespielt als Kinder und Jugendliche und meistens sind die Sets überhaupt nicht mehr vollständig, von den Anleitungen ganz zu schweigen. Aber wir wollen gern die Sets wieder vervollständigen, weil wir ja aus den Dark Ages erwacht sind.

Ok, mir gehts da auch nicht anders und ich habe nicht so den Perfektionsanspruch, dass alles 100% aus Lego bestehen muss. Es ist mir einfach schlichtweg egal, denn ich bin kein Sammler oder Liebhaber von Wertsteigerungen. Ich will einfach an meine Vergangenheit anknüpfen und auch meinem Kind zeigen, wie toll alte dänische Sets sind. Dass gerade in der fehlenden Perfektion der Sets die Würze liegt, das Potential, mehr rauszukitzeln. Phantasie ankurbeln, kreativ werden, halt all das, was uns so mit den Klemmbausteinen verbindet.

Waschen

Zurück zum Hurricane Project, denn nun sind ja die verschmutzten Steine bei mir und noch etwas zusätzlich ist kurz vor der Artikelerstellung eingetrudelt, was unbedingt auch grundsätzlich für die Zukunft notwendig ist:

Nach dem Waschen (30°C ohne Waschpulver, kein Weichspüler, kein Calgon, kein Schleudergang, und einfachstes Programm) hab ich die Teile im Beutel auf dem Balkon getrocknet und anschließend mit der eigentlichen Arbeit begonnen. Ganz wichtig, keine Teile mit Sticker rein und auch keine elektrischen Komponenten! Und verlasst euch nicht auf Kabelbinder in der Waschmaschine mit älteren Kopfkissenbezügen mit Reißverschlüssen.

Sortieren

Ich habe mir dann auf Bricklink die Teileliste für 6338 als Wanted List erstellt und dann erstmal aussortiert, welches Teil ich hatte und welches nicht. Waren ungefähr knapp zwei Stunden am Abend, gemütlich Kopfhörer aufgezogen und ein Hörbuch wieder reingepfiffen. Hat seinen Charme, kann ich euch sagen!

Sorry fürs Chaos, aber um 23:35 war mir nicht mehr nach Ordnung.
Sorry fürs Chaos, aber um 23:35 war mir nicht mehr nach Ordnung.

Es haben mir 76 Teile von 350 Teilen gefehlt, dabei aber waren die teuersten Teile wie der Delphin (4,40 Euro im Durchschnitt) oder die befahrbare Hafenkaiplattform (Teilenummer 2617 für die Plattform sowie Teilenummer 2642 für die Rampe, beide so im Durchschnitt 5,50 Euro und 3,- Euro jeweils). Allein die drei Teile haben den Aufwand fürs Waschen, etc. rechtfertigt.

Gibts sowas wie die Lego-Ludolfs?
Gibts sowas wie die Lego-Ludolfs?

76 Fehlteile bestellen

Ich hab zwar die gesamte Fehlteilliste auf Bricklink, aber aus Erfahrung weiß ich, dass ich so gut wie nie alle 76 Fehlteile bei einem Händler aus Deutschland bekomme, sondern eher so vier bis sechs Händler haben werde, welche im Worstcase über den ganzen Globus verteilt sind. Mit entsprechendem Porto, was manchmal den Bestellwert übersteigen kann.

Da bin ich nicht so der Fan davon, wenn ich mehr wie drei oder vier Bestellungen im selben Zeitraum auf dem Schirm haben muss für Fehlteile, ist einfach nicht meins. In der Sache bin ich einfach ein bequemer Hund. Daher gehe ich einen anderen Schritt, ich geh über einen deutschen Teilehändler mit alternativen Teilen, der auch Einzelteile anbietet im größeren Stil und keine Partpacks.

Händler eins: Steinchenexpress

Ich habe nach der Fertigstellung der Teileliste auf Bricklink eine XML-Datei erstellt und diese dann an meinen Supporter Steinchenexpress per Mail gesendet. Das war am Mittwochnachmittag. Wichtig, bitte im Kopf behalten.

[Obacht: etwas Werbung] Michael vom Steinchenexpress hat die XML-Bricklink-Liste eingehend geprüft und mir dann mitgeteilt, dass er von meiner Liste so 26 Teile zur Verfügung stellen kann. Wenn Michael aber merkt, dass bestimmte Teile häufig bei ihm angefragt werden, so nimmt er diese dann auch in sein Programm auf. Lasst euch nicht abschrecken, wenn er nicht alles im Shop drin hat. Ihr könnt gerne eure XML-Liste (Oder Rebrickable-CSV und viele andere Listenformen auch) zuerst bei ihm einreichen, denn bei ihm bekommt ihr seine Teile dann alle aus einer Hand und nicht von fünf Händler wie aus Bricklink oder aus China wie bei Gobricks. Denkt dran, ab 01. Juli 2021 dürft ihr neben den 19% Einfuhrumsatzsteuer ans Finanzamt auch noch so zwischen sechs und zehn Euro beim beauftragten Paketdienst abdrücken. [Werbeanteil Ende].

Michael vom Steinchenexpress stellt mir seinen Teil der Teileliste mit 26 Teilen freundlicherweise kostenfrei zur Verfügung für diese Artikelreihe.

Steinchenexpress, I choose you!
Steinchenexpress, I choose you!

Breaking News: Ich lüge nicht und füge nichts hinzu, aber während ich an diesem Artikel am besagten Freitag gleich nach Feierabend gesessen bin, hat mein Nachbar geklingelt und was hatte der gute Mann in Händen…

Waaahnsinn, Alter, da rechnest gar nicht damit. Ich muss wohl die Klingel überhört haben, da hat der Paketmann es beim Nachbarn abgegeben. Bin im Homeoffice wegen der „Human Malware“, ihr wisst schon. Aber Pow, das erste Drittel der Fehlteile ist da, verbleiben mir noch 50 weitere fehlende Teile. Woher nun die nehmen? Ich war jetzt total neugierig und hab was neues ausprobiert, denn der Steinchenexpress hat mir die XML-Datei mit den verbleibenden 50 fehlenden Teilen zurückgeschickt.

Händler zwei: Joying Wang für Gobricks

Jetzt ists so, dass ich entweder selbst die XML-Datei umgestrickt habe nach meiner Gobricks-Anleitung, aber da gibts was viel leichteres: Rebrickable.

Als Ottonormalverbraucher bin ich eine stockfaule Sau und such mir immer den „effizientesten“ Weg (so kann man es sich schön reden), außerdem hab ich nicht ewig lang freie Zeit. Dank einem Tipp aus der Szene wurde mir folgende Vorgehensweise empfohlen, die ich getestet habe:

  • Einloggen auf rebrickable.com
  • Oben via <My Lego> und <My Part Lists> einsteigen
  • Teileliste erstellen und die XML-Datei importieren
  • Teileliste als Rebrickable-CSV exportieren

Ihr könnt auch gern meine alte Anleitung von November 2020 nutzen (Klick), aber der Weg hier ist viel einfacher.

Mit der Liste dann habe ich erst auf gobricks.cn die Teileliste geprüft, anschließend Joying Wang via Email kontaktiert (joyingwang001@gmail.com) und freundlich um die Teileverfügbarkeit sowie den Preis angefragt. Ihr könnt natürlich die Fehlteile vorher entfernen, die es tagesaktuell nicht gibt bei Gobricks, aber ich habe jetzt die Erfahrung gemacht, dass oft die Händler Fehlteile von eurer CSV-Datei auch anderweitig besorgen können. Kann ein Abenteuer für die Teile sein, die nicht von Gobricks sind, weil man die Qualität nicht kennt. Aber in meinem Falle konnte Joying Wang nur bei Gobricks die Teile ordern, der andere Lieferant hatte nix.

Mal einen anderen Effekt für die Bilder einfallen lassen.
Mal einen anderen Effekt für die Bilder einfallen lassen.

Wie es der Teufel so will, auch er kann nicht alles bei Gobricks ordern und seine anderen Teilelieferanten können nicht liefern. 25 Teile kann er stellen, für diese Artikelreihe ordere ich diese wirklich kleine Menge für 12,- US-Dollar (Versand inklusive) bei ihm. Ich denke, die Teile waren keine vier oder fünf US-Dollar wert. Aber ich will einfach mal die verschiedensten Teilequellen näher beleuchten für alle, die eben altes Lego rumliegen haben.

Gobricks ordere ich am liebsten beim Joying Wang, weil einfach der Service passt. Klar, es gibt auch andere Händler, aber ich bin bei meiner zweiten oder dritten Gobricks-Bestellung bei ihm hängengeblieben und hab einfach immer einen optimalen und vor allem fairen Service von ihm bekommen, vom Anfang bis zum Erhalt der Ware. Vertrauen spielt hier eine große Hausnummer bei ihm.

So, jetzt hab ich von den ursprünglich 76 Fehlteilen nach zwei Stationen noch 25 Teilen übrig. Und weil Joying Wang eben so ein guter Händler ist, hat der mir auch eine CSV-Datei mit den restlichen Teilen zur Verfügung gestellt.

Händlerplattform 4: Bricklink

Ja, jetzt gehts endlich zurück zu Bricklink. Plattform daher, weil ihr nie wisst, ob ihr wirklich alles von einem Händler bekommt oder doch bei mehreren einkaufen müsst. Im Grunde schließt sich der Kreis, da Bricklink die Ausgangsbasis war für die 76 Fehlteile, aber wir müssen erstmal wieder eine neue Liste erstellen bei Bricklink mit einer XML-Datei. Moment, aber wir haben doch von Joying Wang eine CSV-Datei erhalten? Ihr wisst was jetzt kommt, der Zwischenschritt via Rebrickable, bevor es zu Bricklink final zurückgeht.

Aus Gobricks-CSV wird wieder Rebrickable-CSV

Genau, einfach wirds nicht werden: Die CSV-Datei von Joying Wang kann so nicht auf Rebrickable eingelesen werden, sie entspricht zwar annährend dem Standard von Rebrickable, ist aber eine von Gobricks. Hier ist der Editor (Windows) euer Freund, da fummelt es sich leichter an so einer Datei rum wie im Excel. Und das machen wir, bevor wir die Datei bei Rebrickable einlesen. Für euch getestet.

CSV: Aus Gobricks wird wieder Rebrickable
CSV: Aus Gobricks wird wieder Rebrickable

Was müsst ihr machen? Wenn mans weiß, ists ganz easy, ihr müsst bestimmte Zeichen entfernen aus der Gobricks-CSV-Datei, damit diese wieder bei Rebrickable eingelesen werden kann. Quasi eine Rückkonvertierung, wenn ihr so wollt. Hier zusammengefass und entsprechend markiert in Leuchtgelb für euch:

  • Den Apostroph vor dem Farbcode entfernen.
  • Nach der Menge (Quantity) sämtliche Zeichen samt Komma entfernen.

Hintergrund ist der, dass Gobricks nach der Menge noch eine weitere Spalte hat mit 类型, was so viel wie Typ oder Art heißt. Bei meiner Liste standen so Infos dabei wie Farbe nicht verfügbar oder das das Teil nicht verfügbar ist.

Nach dem wir jetzt eine anständige Liste für Rebrickable haben, machen wir wieder den gleichen Spaß wie vorhin auf rebrickable.com:

  • Einloggen auf rebrickable.com.
  • Oben via <My Lego> und <My Part Lists> einsteigen.
  • Teileliste erstellen und die CSV-Datei importieren.
  • Teileliste als Bricklink-XML exportieren.
  • Bitte den XML-Text markieren und kopieren (rechte Maustaste oder STRG+C) und auf <BrickLink Upload> klicken.

Hallo Bricklink!

Jetzt geht der Spaß bei Bricklink weiter, aber wir liegen im Endspurt. Wir haben jetzt alles da, was wir brauchen, eine XML-Liste für die letzten 25 Teile und eine riesige Motivation.

  • Einloggen auf bricklink.com (wenn ihr das vorhin nicht gemacht habt, müsst ihr das jetzt machen)
  • Auf <Upload BrickLink XML format> klicken.
  • Bei Add to: <Create New Wanted List> auswählen und den entsprechenden Namen auswählen wie Setnummer Rest oder Setnummer ohne Gobricks/Händler hinterlegen.
  • Im leeren Feld wo „Copy and paste here“ steht den zwischenkopierten XML-Text einfügen (mit der rechten Maustaste oder mit STRG+V bei Windows).
  • Unten rechts auf <Proceed to verify Items →> klicken.
  • Falls jetzt noch irgendwas ändern wollt an der Teileliste, hier ist jetzt noch eine Gelegenheit. Wenns passt, dann nach unten scrollen und auf <Add to Wanted List> klicken.
  • Fertig

Bitte sehr, wenn alles gut geht, solltet ihr eigentlich beim Steinchenexpress schon fertig geworden sein, sonst dann bei Gobricks und sonst eben… der letzte Rest vom Schützenfest.

Ich bin dann bei zwei Händlern fündig geworden, mit dem besagten Freitag hat mir schon der erste von den zwei Händlern mitgeteilt, dass die Ware verschickt wurde aus Slowenien. Der zweite Händler ist aus Deutschland, der hatte aber einen Mindestbestellwert von fünf oder acht Euro. Da bin ich bei dem deutschen Händler nicht ganz drüber gekommen mit meinen gigantischen sechs Teilen, also hab ich noch ein paar alte Goodies wie grün-weiße Monochrommonitore als 1×2 Brick (Teilenummer 3004px4) oder Tastaturen als 1×2 Fliesen eingekauft. Kann ich immer gebrauchen.

19 Teile kommen aus Slowenien, sechs Teile aus Deutschland. Porto war ich jeweils so vier Euro los.

Wie man Bricklink für den Kauf bedient, dazu empfehle ich euch einschlägige Seiten im Netz und YouTube-Beiträge, da kann ich euch aber keinen empfehlen, da ich mir über die Jahre Bricklink selbst angeeignet habe.

Teile bestellt und teilweise schon da.

Wie geht es weiter?

In den nächsten Teilen geht es richtig los, da ich dann alle Steine zusammen habe. Kann aber noch zwei bis vier Wochen dauern, bis die Teilebestellung von Joying Wang bei mir eintrifft. Der nächste Teil wird gleich auf den Aufbau übergehen. Da 6338 nur 350 Teile hat, wird es bei drei Teilen bleiben: Prolog, Aufbau und Review. So mal die grobe Roadmap für diese Artikelreihe, aber ihr wisst ja, es kommt immer anders als man denkt.

Als Vorfreude hier mal ein alter Werbeclip aus dem Jahr 1995, man sieht sogar kurz das Set:

Ich bedanke mich für eure Aufmerksamkeit, mögen euch die Steine nie ausgehen und sonst wisst ihr ja, wo man welche bekommt.

Haut rein und baut fein!

The Hurricane Project-Artikelreihe:

Teil 1: Prolog

Teil 2: Aufbau

Teil 3: Review

Autor: Alfonso

Enddreißiger, Familienvater, Klemmbausteinsüchtling. Schrieb früher für justbricks.de und ist auch als Moderator auf Noppensteinwelt.de unterwegs.

Ein Gedanke zu „The Hurricane Project – altes Lego, Gobricks, Steinchenexpress, Bricklink und Waschmaschinen (Prolog)“

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