Heute mal ein Review aus anderer Feder und ich, Deep East Bricks, darf hier meinen ersten Gastauftritt hinlegen. Noch was neues auf dem Blog: Balody und Nano-Bricks.
Hinweis: Enthält Werbung.
Gestatten: Deep East Bricks
Zur Einleitung erstmal eine kurze persönliche Vorstellung. Als verheirateter Familienvater mit zwei Kindern, gehe ich zügig der Fünfzig entgegen. Da ich ein Kind der DDR bin, war Lego nur ein ungreifbarer Begriff. Somit sind die Dark Ages nie über meine Person hereingebrochen. Kontakt mit den bunten Steinen kam zuerst über meinen deutlich jüngeren Bruder und später auch über meinen Sohn. Auslöser der Klemmbaustein-Faszination war das Lego-Set 21028 Architecture Skyline New York.
Der Damm war gebrochen und die Flut lies sich, über diverse Architecture- & Creator Expert-Sets und natürlich der weiten Welt der Alternativen, nicht mehr aufhalten.
Das Thema Architektur inklusiver modularer Gebäude ist bis heute mein Hauptgebiet, wobei gerade die asiatische/chinesische Baukunst eine große Leidenschaft geworden ist.
Alfonso kam auf mich zu, ob ich denn nicht Lust und Laune hätte, eventuell mal als Gastautor auf seinem Blog zu fungieren. Damit hatte er mich natürlich voll getroffen, die Neugier und der Anreiz waren sofort ausgelöst. „Persönlich“ kennen wir uns hauptsächlich aus dem Forum Noppensteinwelt.
Vorstellung von Balody 16164
Genug der Vorrede und starten wir mit der Vorstellung. Käuflich bezogen wurde es über die Händlerplattform AliExpress für circa 40,- Euro. Es handelt sich um ein Set des chinesischen Herstellers Balody. Bekannt ist dieser für Sets in der kleinsten Klemmbaustein-Größe (Rastermaß 4×4×5 Millimeter), den sogenannten Nano-Bricks oder auch Diamond-Bricks. Diese Größe wurde ursprünglich als Erstes vom japanischen Hersteller „Kawada“ eingeführt. Diese bezeichnen diese Produktlinie ihrerseits auch als Nanoblocks und waren somit auch namensgebend. Andere Hersteller verwenden aber auch eher die Bezeichnung Diamond-Bricks oder Diamond-Blocks.
Bevor noch weiter in die Miniatur-Materie eintaucht wird, werfen wir erst noch ein Blick auf das zu bauende Objekt.
Die Vorlage
Der Xian Bell Tower – frei übersetzt der Glockenturm von Xian, eine historische Sehenswürdigkeit. Erbaut um 1384 während der frühen Ming-Dynastie, enthält er auch mehrere große Bronzeglocken aus der Tang-Dynastie. Der Turm ist ein Symbol der Stadt Xian und einer der Größten seiner Art.
Balody, du hast die Steine geschrumpft
Zurück zu den ganz kleinen Noppen. Gegenüber den sogenannten Standard-Steinen weisen sie doch schon einige Unterschiede auf. Der Hauptanteil der verwendeten Bausteine ähnelt Plates. Es kommen auch Größere zum Einsatz und deren Höhe entspricht exakt 3× der beiligenden Plates. Weiterhin wird auch eine Art „Fliesen“ genutzt, sowie diverse Sonderformen und auch eine Art Baseplates. Speziell für die charakteristischen Dachecken stellt Balody mittlerweile Formteile her.
Jetzt aber hier auch die übliche Kategorisierung nach Plates, Bricks, Tiles, etc. anzuwenden, sehe ich trotzdem als schwierig an und würde, meiner Meinung nach, davon Abstand nehmen.
Eine weitere Besonderheit ist die spezielle Grundplatte. Sie bietet am Rand nutähnliche, längliche Vertiefungen.
Mit einer Display-Box ist somit möglich das Set zu schützen und erhält eine Art Minivitrine.
Unboxing
Tja da der Erwerb direkt in China erfolgte, gibt es beim Thema „Auspacken“ auch keine groß erwähnenswerten „Ohhs & Ahhs“. Geliefert in einem unscheinbaren braunen Karton. Darin enthalten sieben Tüten mit den Steinen, die Grundplatte und eine Bauanleitung. Soweit unspektakulär, dass es nicht mal Bilder davon gibt.
Bauanleitung
Da dies nun nicht mein erstes Set seitens dieses Herstellers ist, wage ich mal den Ausspruch: „Sie ist Balody-typisch“.
Geklammerte Ausführung, Querformat in ca. DIN-A4-Größe und 88 Bauschritte auf effektiv 28 Seiten. Pro Seite werden entweder zwei oder sogar vier Bauschritte gezeigt. In diesem Fall beinhaltet die Anleitung auch ein Teileinventar.
Persönlich finde ich das sehr positiv, da ich somit die Teile vergleichen und auf Vollständigkeit überprüfen kann.
Teileinventar bei Balody
Leider fährt Balody mit dem Teile-Inventar keine konsequente Schiene, mal führen sie eins, mal auch nicht.
Neues ist farbig dargestellt, erledigte Bauschritte sind komplett ausgegraut (hellgrau). Eine Teilevorgabe für jeden Bauschritt ist im Allgemeinen auch nicht vorgegeben, obwohl vereinzelte Ausnahmen diese Regel brechen. Hauptsächlich werden da spezielle Steine anzahlmäßig in Extra-Fenstern angezeigt.
Allgemein gesehen sind die Anleitungen relativ einfach gehalten. Die Papierqualität ist in Ordnung und auch völlig ausreichend, spielt aber auch nicht in den hohen Qualitätsklassen mit.
Da relativ wenige Bauschritte, bezogen auf die Teileanzahl, benötigt werden, kann die zu verbauende Steinanzahl schon locker den dreistellige Anzahl erreichen.
Aufbau
Bevor wir uns auf den direkten Aufbau stürzen, noch ein paar Informationen vorneweg. Da es keine vorgegebenen Bauschritte gibt, sind die Tüten auch nicht beschriftet. Die Steine sind an sich sortenrein verpackt. Das heißt jetzt aber nicht, dass jede Steinsorte separat eingetütet ist. So können pro Tüte schon drei bis fünf Sorten eingefüllt sein.
Persönlich habe ich es mir angewöhnt, die Steine in Sortierkästen zu separieren. Dabei nutze ich die Kapazitäten der Kästen komplett aus und sortiere so rein wie möglich (Sorte und Farbe).
Pinzetten & Hilfsmittel
Weiterhin sollte man sich bewusst sein, dass das Handling, infolge der geringen Größe, natürlich völlig anders ist. Hilfsmittel werden für einen „einfacheren“ Aufbau angeboten. Auch Balody bietet eine passende Pinzette an. Ich habe sie nicht und auch kein anderes Hilfsmittel bisher genutzt. Demzufolge kann ich da auch keine Erfahrungen mit euch teilen.
Nun aber direkt zum Aufbau des Sets. Gestartet wird immer mit der schwarzen Grundplatte. Darauf kommen die ersten Steine und hier offenbart sich eine Schwäche der Anleitung.
Erstens gibt ja keine Teilevorgabe und Zweitens ist alles Neues schon aufgeklemmt dargestellt. Was brauch ich nun 1×4, 2×6, 2×8, 2×10?? Alles ist vorhanden und alles wäre auch möglich. Tja hier muss man sich selber behelfen, Smartphone-Kamera und großziehen, mit der Lupe vergrößern und so weiter.
Balody: Herausforderung angenommen!
Andere Schwierigkeit: Wo beginne ich auf der Grundplatte. Auch hier ist das Noppenzählen einem selber überlassen.
Eine Unterstützung bei beiden Problemen, wäre meiner Meinung nach sehr hilfreich. Ich habe schon Bauanleitungen gesehen, wo eine Noppenzahl die Position auf der Grundplatte vorgegeben hat. Auch eine bessere Ansicht hilft hier ungemein.
Als Beispiel hier mal Ausschnitte aus einer Anleitung von Lezi/ZheGao. Durch die exakte Draufsicht und einer deutlicheren Umrandung sind die Steine eindeutig besser zu erkennen.
Keine Panik!
Nun möchte ich bei euch keine unnötigen Ängste schüren. Der reine Aufbau beinhaltet eine relativ einfache Klemmbauweise. Es werden keine Baurichtungs-Umkehrer oder Noppenrichtungs-Wechsler verwendet. Da bleiben abenteuerliche, kuriose oder auch verzwickte Bautechniken klar außen vor. Im Grunde ist es „nur“ ein simples Aufnoppen. Sind die ersten Steine-Reihen verbaut, wird es immer einfacher. Es handelt sich hier auch um ein reines Architekturmodell, somit ist auch kein, eventuell komplizierter, modularer Ausbau vorgesehen.
Man bekommt immer mehr ein Gefühl für die Darstellung in der Anleitung. Später wird auch deutlich, dass eigentlich fast immer im selben Rhythmus geklemmt wird. Gerade bei den einzelnen Ebenen beziehungsweise Etagen geht es anfangs von innen nach außen und später wieder retour von außen nach innen.
Fragile Bautechniken
Stellenweise sind die Bautechniken erstmal fragil, da einige Steine anfangs nur auf einer Noppe sitzen. Später wird aber alles noch überbaut und sitzt sehr fest. Hierbei ist aber auch ein wenig Fingerspitzen-Gefühl gefragt. So sollte schon Gegengehalten, die unteren Teile exakt ausgerichtet und zum Aufnoppen ein bisschen „Kraft“ aufgewendet werden.
Anfangs kann dies schon zu Irritation oder leichten Frust führen. Ursache ist der innere Aufbau der Steine. Gerade die 1er besitzen nur eine durchgängige Nut und sind somit auf den Noppen verschiebbar.
Zwischendurch fällt das Augenmerk auch auf kleine, feine Details. In diesem Fall ist es eine große Glocke in der rechten Ecke. Trotz der geringen Größe finde ich das Ergebnis sehr detailliert.
Somit sind wir auch schon an der abschließenden Dachspitze angekommen. Noch die typische goldenen Spitze aufgesetzt und das Projekt steht vollendet da.
Noch eine kleine Anmerkung
Das Set beinhaltet keine Sticker, aber auch, mit Ausnahme des weisen Namensteines, auch keine Drucke. Bei den ersten Sets von Balody hatte ich Stickerbögen dabei. Diese hatte ich damals nicht verwendet und kann somit zu deren Qualität auch nichts sagen. Später wurden dann die Aufkleber gegen bedruckte Steine bzw. Fliesen ersetzt. Ausführung der Drucke war absolut top und über jeden Zweifel erhaben.
Fazit
Mein Anliegen war es euch diese Art der Klemmbausteine etwas näher zu bringen. Ja ich weiß, viele sträuben sich von vornherein davor. In vereinzelten Fällen fiel in diesem Zusammenhang sogar das Wort „Masochismus“.
Auch wenn ich mittlerweile eine andere Einstellung dazu habe, kann ich die Abneigung auch immer noch etwas nachvollziehen.
Aus meiner Sicht ist es das bisher gelungenste Set. Optisch würde ich es so beschreiben: wie aus einem Guss – perfekt. Die speziellen Dachsteine, wie auch die Formteile für die nach oben geschwungenen Ecken, begünstigen diesen Eindruck. Das Klobige/Eckige, wenn nur Bricks verwendet werden, fehlt in dem Fall und mag den geneigten Klemmer etwas stören. Aus meiner Sicht finde ich es so aber optisch harmonischer und näher am Orginal.
Kleine Steine – Kaltes Wasser
Persönlich bin ich bei diesem Thema sprichwörtlich ins kalte Wasser geworfen worden, wenn auch völlig unbewusst und ohne böse Hintergedanken. Meine Frau schenkte mir mal von Balody die Kranichpagode. Da sie in dieser Welt natürlich nicht so auf Stand ist, ging sie davon aus es handelt sich um Standardsteine. Was habe ich bei diesem Aufbau geflucht und geschimpft habe. Nach und nach stellte sich aber erstaunlicherweise immer mehr Begeisterung ein und mittlerweile bin ich ein richtiger Fan dieser Größe. Dazu sei aber gesagt, dass ich mich dort bisher aber nur im Architektur-Bereich bewege und da speziell fast nur bei den chinesischen Gebäuden (Türme, Pagoden und so weiter).
Es sollte aber allen bewusst sein, auf was man sich hier einlässt. Definitiv bewegt sich der Aufbau auf einem gewissen höheren Level. Ursachen sind die einerseits sehr simple Bauanleitung, wie auch das erschwerende Handling oder Fingerspitzengefühl. Deswegen kann ich die immer angegebenen Altersempfehlungen „6+“ auch nicht nachvollziehen. Bitte nicht falsch verstehen, warum soll ein Kind nicht sowas aufbauen können. Aber die doch dafür benötigte Ruhe und Konzentration sind wohl eher ab zehn Jahren aufwärts vorhanden.
Positiver Faktor
Natürlich möchte und muss ich den entscheidenden positiven Faktor hervorheben. Durch die minimale Größe entsteht eine herausragende Detailgenauigkeit, welche meines Erachtens mit Standard-Bricks nicht zu schaffen wäre.
Ich danke euch für die entgegengebrachte Aufmerksamkeit. Weiterhin hoffe ich, euch einen doch positiven Eindruck für die Nanobricks vermittelt zu haben.
Gehabt euch wohl und klemmt fein.
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Hardfacts zu Balody 16164
Altersempfehlung | 6+ |
Setnummer | 16164 |
Preis (beim Kauf) | Ca. 40,- € |
Teileanzahl | 2837 |
Teilepreis | ca. 0,014€ |
Setgröße (LxBxH) | 20 cm × 20 cm × 21,5 cm |
Schwierigkeitsgrad | Sehr anspruchsvoll / schwierig |
Anleitungsart | DIN-A4 quer, geklammert |
Seitenanzahl | 30 |
Bauschritte | 88 (auf effektiv 28 Seiten) |
Teileinventar | ja |
Teilevorgabe pro Schritt | nein |
Kennzeichnung der zu verbauenden Steine | Vorrangegangenes ausgegraut, Aktuelles farbig |
Minifiguren | nein |