Oxford ist nicht nur eine Stadt in Großbritannien, sondern auch einer der mit Abstand besten Klemmbausteinhersteller der Welt. Wer schon einmal Oxford in den Händen hatte, der weiß, dass der koreanische Hersteller keinen Meter sich hinter Lego verstecken muss. Leider vertreibt Oxford aktiv seine Sets nur in Südkorea, der Versand nach Europa ist mit hohen Kosten verbunden sowie auch mit dem Risiko der Konfiskation durch den Zoll auf Grund der Minifiguren. Was hat denn Oxford im letzten Quartal angekündigt?
Oxford ist tatsächlich auch für eingefleischte China-Einkäufer in Sachen Versandlogistik eine größere Herausforderung. Erstens bewegen sich die Preise für die Sets auf Lego-Niveau (oder höher!), zweitens können Firmen in Südkorea keine günstigen Versandkosten in Anspruch nehmen wie (noch) die Mitbewerber aus China und drittens nutzen die Versanddienstleister aus Korea nicht die üblichen Versandwege über bestimmte EU-Länder für den Import. Stichwort Minifiguren, Zoll und Einfuhrumsatzsteuer:
Hinweis: Bei Eigenimporten aus Ländern außerhalb der EU kann ab 22,- Euro die Einfuhrumsatzsteuer in Deutschland von 16 Prozent bis 31.12.2020 (ab 01.01.2021 wieder 19 Prozent) durch den Zoll erhoben werden, ab 01.07.2021 wird die Einfuhrumsatzsteuer von 19% ab dem ersten Cent erhoben. Stichwort ist hier die Aufhebung der Steuerfreigrenze für Eigenimporte aus Drittländern. Auch ist beim Import drauf zu achten, ob das Set Minifiguren führt, welche unter das 3D-Markenschutzrecht von Lego fallen können (sog. Lego Klonfiguren) – hier kann eine Vernichtung durch den Zoll drohen beim Import nach Europa. Was genau unter das 3D-Markenschutzrecht fällt, das weiß (noch) keiner genau, ist eine ziemliche Grauzone und beschäftigt die Anwälte. Hier empfehle ich das Video vom YouTube Kanal Doschdns kleine Klemmbausteinecke vom 11. August 2020 zu diesem Thema, hier der Link.
Von den hohen Kosten für Sets und Versand sowie der Importproblematik abgesehen – Oxford zählt qualitativ und thematisch zu den absolut führenden Marken in Sachen Klemmbausteine. Auch ist Oxford in Korea bekannter als Lego was Klemmbausteine angeht – der „Marktführer“ führt eben nicht immer überall den Markt. Daher kann der Hersteller aus Korea in einem Atemzug mit Lego genannt werden, leider kommen Infos über Sets sehr spärlich nach Europa.
Es gibt aber sehr wenige Händler (wie zum Beispiel Scottie Hui aus Hong Kong von Brick Me Up Scottie), welche ausgewählte Sets in ihrem Bestand führen – falls jemand doch über einen in die EU versanderfahrenen Händler bestellen möchte.
Was hat Oxford so angekündigt im vierten Quartal 2020?
Eine fünfteilige SWAT-Reihe ist seit dem Herbst 2020 käuflich erhältlich, angefangen mit einem Figurenset bis hin zu einer Flugzeugentführung. GSG9 mit Klemmbausteinen nachspielen, kann man machen!
- ST33351 – Flugzeugentführung
- ST33352 – Mobile Operationszentrale mit Fluchtfahrzeug
- ST33353 – Hubschrauber samt kleinen gepanzerten Fahrzeug
- ST33354 – Vierachsiger Radpanzer
- ST33355 – Figurenset (Nähere Infos hier auf Koreanisch)
Die Preise sind auch kräftig, so ist zum Bespiel ST33351 mit der Flugzeugentführung in Hong Kong (nicht bei Scottie Hui) für 799,- Hongkong-Dollar erhältlich (ca. 85,- Euro). Dem Spitzenset folgt die Mobile Operationszentrale (Setnummer ST33352) mit 599,- HK-Dollar (ca. 63,- Euro), der Hubschrauber samt kleinen gepanzerten Fahrzeug (ST33353) mit 499,- HK-Dollar (ca. 52,- Euro), der vierachsige Radpanzer (ST33354) mit 299,- HK-Dollar (ca. 31,- Euro) und last but not least das Figurenset (ST33355) für 159,- HK-Dollar (ca. 17,- Euro). Macht insgesamt ca. 250,- Euro ohne Versandkosten und Einfuhrumsatzsteuer (ab 01.01.2021 wieder 19%). Alle Sets habe ich bei Children Empire aus Hongkong gefunden (Klick).
Im Jahr 2020 kam auch das Haus von Nohara Shinnosuke (野原 しんのすけ) von Oxford heraus. Der vorhin genannte Hauptdarsteller ist besser bekannt als Shin-Chan aus der japanischen Animationsserie Crayon Shin-Chan, welche 2002 auf RTL 2 in Deutschland mit deutscher Synchronisierung erschien. Der fünfjährige Shin-Chan schafft es in jeder Folge seine Eltern, Freunde, Verwandte oder den Kindergarten komplett auf den Kopf zustellen. Der Charakter der Serie hat in Asien Kultstatus und richtet sich eher an Jugendliche oder Erwachsene, da der Humor streckenweise sehr schlüpfrig ist und voller zweideutigen Anspielungen.
Das Gebäude genießt Kultcharakter und stellt ein typisches japanisches Familienhäuschen ab den 1970er Jahren in einer beliebigen Stadtperipherie Japans dar. Das modular aufgebaute Haus enthält vier Minifiguren (Shin-Chan/Shinnosuke als der fünfjährige Hauptdarsteller, Mitsy/Misae als die Mutter, Harry/Hiroshi als der Vater, Daisy/Himawari als die kleine Schwester von Shin-Chan). Wer mehr über die Animationsserie erfahren möchte, siehe hier: Klick. Leider war nirgendwo genau zu recherchieren, wie viele Teile das modulare Gebäude enthält. Im Übrigen, das Set hat sogar eine offizielle Lizenz vom Rechteinhaber Animation International. Überhaupt arbeitet Oxford bei allen Franchise-Sets mit richtigen Lizenzen.
Falls wer Shin Chan nicht kennt, hier mal ein Ausschnitt in deutscher Sprache:
Oxford wiederum war aber so genial hat und im Jahre 2020 eine ganze Serie daraus gestartet:
- JG3621 – Kindergartenbus (Preise 25,- bis 50,- Euro)
- JG3622 – Shin-Chan im Autoscooter (25,- bis 35,- Euro)
- JG3623 – Kindergarten (30,- bis 60,- Euro)
- JG3624 – Spielplatz (25,- bis 55,- Euro)
- JG3625 – Haus der Familie Nohara (120,- bis 350,- Euro)
Da die Sets bereits an vielen Orten vergriffen sind, ist definitiv weltweit mit steigenden Preisen zu rechnen auf Grund der international hohen Nachfrage unter Sammlern. Generell gilt Oxford unter Sammlern als Geheimtipp für außergewöhnliche Sets (Unter anderem das letzte Abendmahl mit Jesus Christus und seinen zwölf Jüngern).
Für uns im Westen eher total verstörend, wenn einem ein Minifigurenschädel so vom nächtlichen Himmel so hämisch anlacht, aber hier wünscht Oxford einfach seinen Kunden und Konsumenten einfach ein schönes koranisches Erntedankfest (한가위 oder Hangawi, die großartige Mitte, auch als Chuseok bekannt). Es wird in Korea immer am 15. Tag des achten Mondmonats gefeiert und zählt neben dem koranischen Neujahrsfest zu einen der wichtigsten Feiertage in Korea. Es wird viel gegessen im Haus des Familienoberhaupts, auch wird den sozial höherstehenden Familienmitgliedern Respekt gezollt sowie den Ahnen. Überhaupt, Essen, Zusammenkommen, Alkoholkonsum und viele Lieder werden gesungen – sehr häufig mit der gesamten Familie mit Karaoke. Ein damaliger Kollege von mir aus Südkorea, der auch viele Jahre in den USA lebte, hat es so genannt: Hangawi ist der Endboss des Thanksgiving.
Im November hat Oxford zusammen mit dem koreanischen Oxford-Händler Bro890 eine Crowdfundingaktion abgeschlossen, um eine Limited Edition mit Oxfordteilen auf die Beine zu stellen. Als Gebäude wurde kein geringeres als das Gwanghwamun Palasttor im Zentrum von Seoul als Set ausgewählt, welches im Februar/März 2021 verkauft wird – als Limited Edition mit über 88 Zentimeter Länge.
Das Ziel war, bis zum 23. November 2020 insgesamt 100 Millionen südkoreanische Won (umgerechnet 75.000,- Euro) über die Crowdfundingplattform wadiz.kr einzunehmen – es kamen sogar 184.252.800 Won zusammen (ca. 138.800,- Euro) bei lediglich 546 Unterstützern (ca. etwas über 250,- Euro pro Kopf im Durchschnitt).
Das Set wird komplett aus Teilen in Korea hergestellt, worauf man besonders Wert gelegt hat bei der Planung des Sets, stellt das Palasttor ein nationales koreanisches Baudenkmal dar. Es ist das Tor zum Palast von Gyeongbokgung, jener Palast, welcher von 1395 bis 1592 (Beginn des siebenjährigen Imjin-Kriegs mit der japanischen Invasion, endete mit der Niederlage Japans und dem Sieg des an China tributpflichtigen Koreas) sowie 1868 bis 1910 der Sitz der koreanischen Herrscher und später an dessen Stelle die Residenz des japanischen Generalgouverneurs. Das Tor ist auch einer der Pflichtpunkte einer jeder Seoul-Sightseeingtour.
Grundlegender Gedanke: Ein koreanisches Denkmal wird mit koreanischen Klemmbausteinen von Koreanern für Koreaner angeboten ausschließlich in Korea.
Nicht minder beeindruckend wird die geplante Bauanleitung der limitierten Version des Baudenkmals in Seoul werden, die ersten Bilder wurden ebenfalls bei wadiz veröffentlicht:
Alles in allem wird es ein sehr opulentes Set werden, darüber hinaus bleibt es auch zweifelhaft, ob es überhaupt seinen Weg nach Europa finden wird. Fraglich auch, da auch ein offizieller Versand ins Ausland abgelehnt wird lt. Bro890. Eine Möglichkeit kann durchaus realistisch werden, dass es dann über Zwischenhändler aus Korea stark überteuert dann auf eBay oder anderen Verkaufsplattformen angeboten wird. Weiterführende Infos zum Set sind auch hier unter bro890.com ersichtlich.
Folgende Pakete wurden damals angeboten beim Crowdfunding:
- 340.000,- Won (254,- Euro): Ein Set sowie eine 72 Stunden Belohnung
- 350.000,- Won (261,- Euro): Ein Set für die Frühbucher-Finanzierung
- 670.000,- Won (500,- Euro): Zwei Sets plus zwei Belohnungen
Erfahrungsgemäß wird das Set später von Zwischenhändlern sicherlich nicht unter 300,- bis 500,- Euro angeboten werden. Lt. Recherchen soll das Set um die 4.500 Steine enthalten.
Ende November hat Oxford die koreanische Klemmbausteinwelt mit einer Minimodular-Ankündigung überrascht für März 2021:
Leider ist noch keine Setnummer bekannt, nur dass drei kleinere Geschäfte in einem Modular vereint werden. Erwartungsgemäß wird das Set sicherlich im Frühsommer auch bei Brick Me Up Scottie in Hong Kong erhältlich sein, auch wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Video dazu kommen.
Minimodular sei dahingestellt, ich zähle hier 24 × 52. Da arbeitet Oxford mit Maßen wie Wange, diese bauen auch oft Gebäude auf Minifigurenmaßstab in 24 Noppen Tiefe/Breite.
Hier hört es nicht aber auf, Oxford arbeitet gern mit Marken/Geschäften aus Korea oder Asien zusammen, welche auch im Straßenbild von Südkorea anzutreffen sind – im Gegensatz zu Lego macht hier Oxford knallhart gemeinsame Sache für das Stadtbild.
Auch ich habe hier erstmal einfach ein mir unbekanntes Restaurant gesehen. Dabei ist Ansungtangmyun eine Marke vom Nongshim-Konzern und ist für seine Ramen-Nudeln in Korea sehr bekannt.
Es ist seit dem 11. Dezember 2020 in Korea erhältlich für 39.900,- Won (knapp 30,- Euro) und enthält auch zwei Nudelpackungen von Ansungtangmyun sowie zwei Minifiguren. Ramennudeln und Klemmbausteine, warum nicht.
Je tiefer ich in die Materie von Oxford einsteige, desto mehr Korea verstehe ich. Die Vertriebsstrategie ist echt rein auf Korea ausgelegt, das sieht man auch bei diesem Set hier – leider ohne Setnummer, welches exklusiv für den einheimischen SB-Warenmarkt (Auch bekannt als ein Hypermarkt) von Lotte Mart aufgelegt wird. Dort ist es erhältlich für 50.000 Won (38,- Euro) und enthält 1.039 Teile. Hier nutzt Oxford keine Minifiguren nach dänischer Bauart sondern eine Minifigur, die sehr der von Sluban ähnelt. Da es unter der Marke von Lotte-Mart läuft, ist keine Oxford-Setnummer zu sehen. Auf lotteon.com sind die meisten derzeit erhältlichen Sets von Oxford in Korea auch erhältlich, auch führt Lotte das Recht, Toys’R’us als Namen zu führen. Für weitere Sets bei Lotteon siehe hier: Klick.
Auch (mal wieder) ein Set, welches in Zusammenarbeit mit der koreanischen Matratzenkette Quicksleep entstanden ist und für 39.000,- Won (fast 30,- Euro) erhältlich ist. Enthalten sind zwei Minifiguren nach dänischer Bauart, leider wie bei Kooperationssets ist auch keine Setnummer ersichtlich, allerdings laut hankyung.com (Auf Englisch auch The Korea Economic Daily, ein Wirtschaftsnachrichtenportal aus Korea) enthält das Set 408 Teile und wurde auf dem gleichnamigen Portal laut einer Aussage eines Mitarbeiters von Quicksleep aus folgenden Gründen entwickelt: „Wir haben das Produkt entwickelt, um Kunden anzusprechen als bekanntere Marke und einen mehr Spaß zu bieten. Auch um Quick Sleep besser kennenzulernen beim Steine klemmen.“ (Quelle: Artikel vom 24.12.2020 auf hankyung.com)
Das wars mal mit News zu Oxford aus dem vierten Quartal 2020 mit Ausblick auf das erste Quartal 2021, generell kann ich folgende Seiten empfehlen, die regelmäßig Infos (auf Koreanisch) zu Oxford bringen:
- blog.naver.com (koreanisch)
- Instagram (allerdings nur eine Auswahl von naver.com)
Die offizielle Seite von Oxford wird so gut wie gar nicht gepflegt und nutzt außerdem noch Flash-Plugins, die mittlerweile mit Jahresanfang 2021 von den meisten Browser nicht mehr unterstützt wird, hier dennoch der Link zur offiziellen Seite von Oxford: oxfordtoy.co.kr.
Wer dennoch wirklich in Korea einkaufen möchte, hier noch eine Erklärung für den Onlinehändler Gmarket aus Korea, der auch nach Übersee versendet (Angaben ohne Gewähr, Seite in englischer Sprache): Link zum Euroforum.
Hiermit endet der Ausflug nach Südkorea, ich bedanke mich für eure Aufmerksamkeit und bleibt mir bitte alle gesund.
Haut rein und baut fein!
PS: Ich hab gerade nach der Artikelfertigstellung in Korea bei Gmarket eingekauft… 30.000 koreanische Won oder 22,- Euro für 190 Teile ausgegeben (Versand nach Deutschland dazu für 15.000 Won oder 11,- Euro). Ich muss einen an der Waffel haben… Review folgt.
thanks for the post
Gibt es irgendeine Möglichkeit OXFORD-Sets im Europa zu erwerben?
Hallo Marcel,
eben nicht, das machts ja so besonders. Bis jetzt war auch die Problematik, dass entweder geschützte Steine, Minifiguren oder fehlende Lizenzen die ersten Hürden waren.
Wenn die gelöst sind, ist der hohe Einkaufspreis samt den teuren Transportkosten von Südkorea zu uns auch ein Thema.
Tipp: Gebraucht tauchen auf eBay Kleinanzeigen hin und wieder Sets auf. Dann gilts, zuzuschlagen.
Eigentlich nicht,
aber es gibt Tricks:
Vom Zoll werden nur die vollständigen Sets in Verkaufskartons rausgefischt. Einzelsteinhandel ist zwar auch nicht erlaubt, lässt sich aber praktisch nicht überprüfen.
Wenn du also jemanden in Südkorea kennst: Lass ihn das Set kaufen, auspacken, es dir ohne Anleitung und Verpackung in einem Päckchen schicken. Die Anleitung und Verpackung (wenn man die wirklich braucht) in einem Brief bzw. Buchsendung. Das Set wird dadurch etwas teurer, bleibt aber immer noch weit unter Legopreis. Und der Zoll springt auch nicht so drauf an, sieht halt aus als hätte man einen Fundus aufgekauft…
Coole Sache, genialer Einwurf! Dankeschön!