Wange 4971 – Container Truck

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Ein kurzes Rumfragen bei guten Kollegen aus der Szene nach dem nächsten Reviewset brachte den Sattelzug von Wange auf den Plan. Wange mit Fahrzeugen im Minifigurenmaßstab hatte ich noch nicht und so einen LKW mit Sattelauflieger kann ich immer gebrauchen. Hopp hopp, keine Zeit zu verlieren!

Erst einmal einen großen Dank an die Herren einer bestimmten nicht-öffentlichen Whatsappgruppe, die mir die Entscheidung abgenommen haben, welches Set ich als nächstes Reviewen soll. Dem Bausteinreich habe ich außerdem zu verdanken, dass ich zu diesem Sattelzug kam, welchen Wange als „Container Truck“ tituliert.

Gleich vorab, es ist kein „Container Truck“. Erstens lässt sich der Festaufbau des Aufliegers nicht abnehmen vom Chassis und zweitens ist die Länge und Höhe absolut unterschiedlich zu den 6w-Containern, die Lego 2007 eingeführt hat. Die korrekte Bezeichnung hierzu ist „Kofferauflieger“, da der Auflieger geschlossene feste Seiten hat und nur von hinten zugänglich ist.

Vergleichbare Sets

Gut, soweit sind die Begrifflichkeiten geklärt. Gibts vergleichbare/ähnliche LKW von anderen Herstellern? Oh ja, eine ganze Menge sogar. Ich bleib allerdings beim Vergleich bei 6w, sonst eskaliert es richtig. Daher heute kein Geschichtsunterricht, weil es ab 2008 losgeht:

MarkeSetnr.JahrFoto
Lego77332008Martijn vdS - CC BY 2.0
Lego32212010Craig Wyzik - CC BY 2.0
Lego78482010csalinas86 - CC BY-NC 2.0
Lego600202013Brickset - CC BY 2.0
Cobi019782013© Cobipedia | Cobi 01978
Cobi019802013© Cobipedia | Cobi 01980
AusiniO296012015Ausini O29601 | © Guangdong Ausini Toys Industry Co., Ltd.
Ausini256092015Ausini 25609 | © Guangdong Ausini Toys Industry Co., Ltd.
SlubanM38-B03182015© Shantou Chenghai Century Youyi Toys. Co., Ltd.
Kazi60932015Keine Lizenz - Kein Bild
Ausini256012016Ausini 25601 | © Guangdong Ausini Toys Industry Co., Ltd.
Wange0406152017© Wangetoys
Enlighten11192017© Guangdong Qman Toys Industry Co., Ltd.
Cogo41342018© Guangdong Loongon Animation & Culture Co.,Ltd.
Cogo34112018© Guangdong Loongon Animation & Culture Co.,Ltd
KaziKY982202018© Shantou City Kaiyu Industrial Co.,Ltd.
Klocki BlockiKBR0532018© ICOM Polen sp. z o. o. sp. k.
Wange49712021© Wangetoys
Wange 49722021 © Wangetoys

Hinweis: Wenn keine Links angegeben sind, dann konnte ich keinen Eintrag bei Brick4.com oder anderen Seiten finden. Zu Aliexpress oder anderen Verkaufsplattformen wollte ich nicht verlinken, da diese Links nicht wirklich Bestand haben. Die Jahresdaten sind entweder von Brick4.com entnommen oder selbst recherchiert im Internet durch Zeitraumeingrenzung in der Treffersuche.

Legos 7733 zähle ich dazu, auch wenn es ein Hängerzug ist – der Transportcharakter ist aber der selbe und gehört einfach dazu. Die 3221 und die baugleiche aber farbunterschiedliche 7848 von Lego hatten aber noch den Unterschied, dass diese auch Seitentüren besitzen für die Entladung. Bei 7848 ist es noch wichtig zu erwähnen, dass es damals nur in Nordamerika bei Toys’R’Us erhältlich war und dementsprechend heute kräftige Preise bei Sammler aufruft.

Kazi 6093 ist definitiv ein älteres Set, da ich es auf brick4.com nicht finden konnte, das Internet ist aber mein Helfer und ich konnte das Jahr 2017 ausfindig machen. Alternativ kanns aber als Schwesterset von Klocki Blocki im Netz mit der Nummer KB6093 gefunden werden. Beim Zugset KY98220 wiederum zählt nur der LKW aus dem Set, hier handelt es sich um einen Koffer-Motorwagen. KY60931, so gern ich das Set auch mag (damals Review auf der Noppensteinwelt von mir, siehe hier) zählt leider nicht dazu, das es in seiner finalen Form ein Container-LKW ist.

Banbao hatte die Setnummer 8763 im Handel, jedoch findet sich hier ein überlanger Container-Zug mit drei Container drauf (Wirkt fast wie ein Roadtrain aus Australien). 8762-P war wohl ein Sondermodell und als Schwanenhals-Auflieger kann ich ihn nicht als richtigen Kofferauflieger dazuzählen. Für beide kann ich keine Jahreszahlen nennen, beziehungsweise eruieren.

Die M38-B0338 von Sluban zähle ich nicht mit auf, da das ein echter Container-LKW ist. Slubans M38-B0318 wiederum gehört dazu, hier enthält das Set einen korrekten Koffersattelzug. Brick4.com liefert keinen Treffer hierzu, aber eine Zeitraumrecherche im Netz ergibt 2015 als Veröffentlichungsjahr.

Meinen Nachforschungen zur Folge hatte Cobi in den letzten Jahren bis auf die 25137 (Poppa Wheels aus der Super Wings-Serie) keinen einzigen Sattelschlepper. Zwei geschlossene zivile Transport-LKW fand ich aber dennoch, als Lizenz-Sets für Carrefour. Man findet kaum Infos dazu, auf Grund des Logos und der genutzten Figuren tippe ich auf das Jahr 2013. Ansonsten, Planen-LKW aus dem militärischen Bereich bot und bietet Cobi aber weiterhin an. Schade, kommen doch so viele Frächter aus Polen. Die Bilder der Sets stammen von Cobipedia.com und wurden mit freundlicher Genehmigung mir zur Verwendung überlassen.

Allerdings rettet Klocki Blocki die Ehre der polnischen Klemmbausteine (auch wenn diese im Gegenzug zu Cobi in China produziert werden). Dank der Kooperation mit der Spedition Raben bieten diese ein ganzes Füllhorn an LKW an. Allerdings ist die KBR055 genau schon beim Kurier-LKW mit unebener Ladefläche angekommen und ist genau einen Schritt daneben vom Kofferaufbau mit ebener Ladefläche – trotz Hebebühne. Schade, aber immerhin!

Gudi hatte auch nichts vergleichbares im Angebot, auch nicht unter Playtive beim Lidl.

Wange/Ligao 040616 nehm ich auch nicht auf, da ich den als Sonderauflieger in Schwanenhalsform sehe und nicht als regulärer Kofferauflieger mit durchgehender Ladefläche genutzt werden kann.

Schon bedauerlich, dass Qman/Enlighten nur die 1119 ins Rennen schickt, die eher ein kleiner Paketzusteller ist als ein richtiger Koffer-LKW. In dem Fall aber ich will mal nicht so kleinlich sein und dennoch den Beitrag drin lassen. Der LKW bietet eine Schlafkabine und eine ebene Ladefläche an (Im Gegensatz zum Raben-Zusteller von Klocki Blocki). Bin schon etwas verwundert, dass von Qman kein schöner Sattelzug mit einem geschlossenen Auflieger erhältlich ist.

Soweit mal die etwas exzessive Zusammenfassung zu den mir bekannten LKW in 6w ohne Container aus der Klemmbausteinwelt.

Unboxing

Was soll ich euch sagen… Ach, schaut selbst die Bilder an:

Ok, ich muss doch ein paar Worte verlieren zur Packung. Per se eine Mogelpackung würde ich sie nicht nennen, aber wie üblich bei Sets aus dem Reich der Mitte: Es hätte auch weniger Umverpackung sein können. Kein Tragegriff und auch kein Innenkarton, aber ganze neun Beutel samt Bauanleitung und Teiletrenner waren im Karton enthalten.

Die neun Tüten sind wie folgt nummeriert:

  • Tüte eins bis fünf bedruckt mit einer großen 1
  • Tüte sechs bis neun bedruckt mit einer großen 2

Zu den Ziffern steht dort auch dabei: „Disassembly Steps„, was eher auf eine holprige Übersetzung ins englische aus dem chinesischen zurückzuführen ist. Immerhin wird hier nichts abgebaut (disassembly) sondern ausgepackt und das ist auch der Kerngedanke bei der Sache. Ich will nicht spoilern, aber das ist keine richtige Bauabschnittssortierung als solches, wie sie sie auch andere Marken und Hersteller haben. Dazu aber später mehr.

Der guten Vollständigkeit halber die Abmessungen: 40×25×9 Zentimeter. Mit Inhalt ca. 700g schwer.

Fail am Rande: Die aufgedruckte Gesamtlänge des Sets mit 231 Millimeter ist falsch. 231 Millimeter ist nur der Auflieger, die korrekte Gesamtlänge ist 310 Millimeter.

Anleitung

Wie ich oft sage: Eine schlechte Anleitung kann ein ganzes Set ruinieren, egal wie gut die Teile sind. Wange aber ist nie ein Grund zur Klage. Sie sind aber bekannt dafür, dass gerne viele Teile pro Bauschritt versenkt werden. Das Farbschema in den gedruckten Anleitungen von Wange weicht zum Beispiel von Lego oder Xingbao ab. In diesem Fall ist die Hintergrundfarbe eher Eierschalengelb oder Crème, die zu verbauenden Teile werden in einer Box über den Bauschritt in Hellelfenbeinweiß (deutsche Taxifarbe) angezeigt. Bei Teilen ab vier bis sechs Noppen Länge wird nahezu immer mitgeteilt, welche Noppenanzahl das Bauteil hat. Damit kommen echt keine Fragen mehr auf. Zwischenschritte wiederum bekommen keine Unternummerierungen sondern werden in grau gestrichelten Boxen neben dem Bauschritt gezeigt, rote Pfeile verdeutlichen genau, wo an welcher Noppe etwas verbaut werden darf. Damit die Übersichtlichkeit nicht flöten geht: Vorher gebaute Bauschritte werden komplett verblasst in weiß dargestellt, nur die aktuell zu verbauenden Teile sind farbig dargestellt.

Wer große Bauschrittnummerierungen sucht ist bei Wange falsch aufgehoben. Kleine orangene Punkte mit der Bauschrittsnummer oben links weisen dem Klemmer den Weg. Wenn aus vorherigen Bauschritten Teile vereint werden im aktuellen Bauschritt, wird dies verdeutlicht in der taxifarbenen Box zum Bauschritt.

Sollte das Baustück doch mal gewendet/gedreht werden müssen: Eine gelbe Box mit schwarzen Pfeilen erinnert einen daran, mal das noch zu fertigstellende Teil zu bewegen. Seitenangaben, ja, die druckt Wange deutlich unten auf den Seiten hin und wer doch mal ein Fehlteil zu beklagen hat: Seite 18 bietet ein komplettes Teileinventar für alle 352 Teile, nach Farbe sortiert.

Es ist so herrlich unaufgeregt, da erstmal keiner einem das Bauen erklären möchte – man setzt voraus, dass man es schon kann. Leider, leider hat mich auf Seite elf ein Aufkleberbogen begrüßt mit ganzen vier Aufklebern, zwei davon aber fast 19 Zentimeter lang. Sie sind deutlich nummeriert, was auch in der Anleitung abgebildet wird. Wer baut, wird nicht blöd zurückgelassen wie bei anderen Herstellern, wo man erstmal rätseln darf, welcher Sticker wohin darf.

Die zu verbauenden Farben kann Wange auch gut darstellen, die Gefahr einer Verwechslung zwischen Weiß und Light Bluish Gray tritt in keinem einzigen Bauschritt auf.

Wie schon im Unboxing angerissen, auf eine vollständige Bauabschnittsortierung zu hoffen auf Grund der Tütenbedruckung aus dem Unboxing ist vergebens. Denn eine solche Bauabschnittssortierung gibt die Anleitung nicht her, beziehungsweise wird keine erwähnt.

Wer es aber ganz genau nehmen möchte:

  • Disassembly Steps mit 1: Bauschritt 1 bis 18
  • Disassembly Steps mit 2: Bauschritt 19 bis 32

Die Nummern wie 1 und 2 auf den Tüten dienen lediglich zur besseren Teileeinteilung für beengte Platzverhältnisse. Hier scheint Wange aus vergangenen Sets dazugelernt zu haben, denn bei größeren Sets früher hat Wange gerade zu den Begriff „Shantou-Sortierung“ zelebriert: Hunderte von Teilen verteilt über viele Tüten, die erstmal sortiert gehören. Ist hier aber nicht gegeben, erstens da es nur 352 Teile sind und zweitens, da eben Wange die Tüten mit „Entleerungsabschnitten“ markiert hat.

Einzig die Rückseite des Einbands hat wieder den klassischen China-Charme intus mit sehr eigen interpretierten Übersetzungen aus dem Chinesischen in die englische Sprache. Zum Beispiel ist von einem „baby“ die Rede und gerade zu beschwichtigend für die Eltern möchte hier Wange den didaktischen Ansatz eines Klemmbausteinsets hervorheben. Gut, es ist ist auch absolut erwähnenswert, dass auf Grund der damaligen Ein-Kind-Politik sowie auch der konfuzianischen Gesellschaftsordnung in China der Bildungscharakter immer präsent sein muss. Soll ja das Kind mal was anständiges werden und kein fauler dummer Nichtsnutz. Bevor das hier aber in eine Gesellschaftsdiskussion über ostasiatische Kulturen entgleitet: Die Übersetzung des Text ist … kreativ? Hier mal ein paar Highlights:

Processing visual input through some actions. Creativity and imagination help children keep trying new ideas.

It is conducive to the development of „space wisdom“.

Space wisdom. Ein Sattelschlepper aus Klemmbausteine. Space Wisdom. Kurzes Überlegen. Space Wisdom. Nochmal den Satz laut vorlesen und übersetzen: Es ist förderlich für die Entwicklung der „Raumweisheit“. Und dann ists mir geschossen, räumliches Vorstellungsvermogen ist gemeint, auf englisch eigentlich „spatial ability“. Wer auch immer den Text in Shantou übersetzt hat, ich werde es eines Tages vermissen, wenn der Text dann perfekt übersetzt wurde und diese eigenwillige Übersetzungsinterpretation wegfällt. China-Sets haben halt immer noch manchmal den Reiz des fernen Ostens. Wer es ganz genau nimmt, der Text steht auch noch viermal auf dem Umkarton.

Ach ja, in guter Tradition entspricht das Deckblatt der Anleitung auch der Frontseite des Kartons. Falls ihr das Set aus China im komprimierten Plastikbeutel bekommen haben solltet und vorhin das Unboxing übersprungen habt.

Zusammenfassung der Bauanleitung:

  • 18 Seiten (effektiv 17 Seiten, davon eine Seite Teileinventar)
  • 26 × 19 cm und aufgeklappt 26 × 38 cm
  • 32 Bauschritte
  • Keine Bauabschnitte
  • Klammergebunden
  • Farbdruck
  • Zu verbauende Teile werden farbig dargestellt, vorhergehende Bauschritte verblasst dargestellt
  • Rote Pfeile verdeutlichen wohin das Teil muss
  • Grau gestrichelte Boxen zeigen Unterschritte
  • Hellelfenbeinweiße Boxen oben zeigen die verbauenden Teile an
  • Teile ab vier Noppen werden mit Noppenanzahl in der Teilebox angezeigt

Dieses Set hat neun Farben im Einsatz:

  • Schwarz
  • Flat Silver
  • Weiß
  • Gelb
  • Rot
  • Light Bluish Gray
  • Transgelb
  • Transrot
  • Transclear

Da keine Minifigur enthalten (Ja, Lego hat auch den Quadratschädel von Wange auf dem Kieker) gehts gleich über auf den Bau. Wobei ich auch sagen muss, dass ich auf die Quaderköpfer von Wange durchaus verzichten kann.

Besonderheiten im Bau

Keine. Es fängt unaufgeregt an und man kann sogar nebenbei telefonieren. Es ist zwar nicht so geistig unanspruchsvoll wie beim Marktbegleiter aus Billund, aber es lässt keine Fragen zurück. Die Bautechniken sind durchaus denen von Lego ähnlich und bieten keine Überraschungen. Ganz im Gegenteil, der Bau der Zugmaschine gleitet nur so dahin. So dahin, dass mir nichts besonderes dazu einfällt.

Der Auflieger aber ist bis zum Fahrgestell unten auch keine geistige Hochleistung. Jedoch beim Fahrgestell oder Unterseite des Aufliegers kann dem einen oder anderen schon der Gedanke zur Modifikation hochkommen (Dazu später mehr).

Der Bau ist insofern zusammenfassend ziemlich einfach, bis ganz am Ende die Aufkleber kommen nach Bauschritt 32. Und die Aufkleber … lasst es mich so ausdrücken: Muss nicht wirklich sein.

Es war kein Spaß und hat mich eher an die Aufkleber der Cobi Concorde (Review hier) erinnert, vor allem – sie erlauben keinen Fehler. Keinen einzigen Fehler. Die Klebekraft ist über alle Zweifel erhaben und abartig stark. Einmal verklebt und ihr habt es vergeigt.

Um ganz ehrlich zu sein, sie waren auch nicht wirklich bündig. Ich bin es eigentlich gewöhnt, dass die Aufkleber etwas minimal kleiner sind als die zu beklebende Fläche, damit man keine überstehenden Ränder hat. Die hat man aber hier und wer schon mal eine große Fläche foliert hat, der sollte mit viel Bedacht an die Sache heran gehen, dass keine Falten oder Blasen drin sind. Und passt ja auf eure Finger auf, dass diese sauber und möglichst fettfrei sind. Denn die Klebeseite wittert schwitzige Finger und nimmt eure Fingerabdrücke sofort auf mit schönen Rückständen. Auch Falten bekommt man nicht mehr weg und die Blasen höchstens mit einer feinen Nadel oder Spitze eines scharfen Messers. Als Arbeitsmaterial empfehle ich daher unbedingt eine Pinzette, ein kurzes Lineal aus Kunststoff zum Glattstreichen und ein scharfes Messer (Bastelmesser, Skalpell oder scharfer Cutter/Teppichmesser).

Mit der Pinzette könnt ihr als zweite Hand besser den Aufkleber ausrichten vor dem Bekleben – mein Tipp: fängt unten an der gelben Kante an (Vorderseite Auflieger). Setzt da an und arbeitet euch vor. Nach dem erfolgreichen tapezieren nehmt ihr das kurze Plastiklineal (Geodreieck tuts auch, aber ich hab seit dem Jahr 2000 keins mehr in der Hand gehabt) und streicht vorsichtig die riesigen Sticker glatt. Das Messer eurer Wahl könnt ihr dann mit Fingerspitzengefühl einsetzen um die überstehenden Aufkleberreste wegzuschneiden. Falls ihr dennoch Luftblasen drin habt, mit der Messerspitze (wenns Messer spitz genug ist) oder einer Nadel die Blase aufstechen. Anschließend drückt ihr dann noch die Luft aus den Blasen raus und streicht (wieder) mit dem Lineal glatt.

Bildergalerie Bauhighlights

Steinequalität

Kennt ihr Lego aus den späten 1970ern bis Mitte der 1980er? Wenn ja, dann kommt da Wange ganz gut ran. Die ganze Haptik erinnert eben sehr stark an antikes Lego. Die Klemmkraft ist auf dem oberen Niveau angesiedelt, eine gute Handbreit über Lego, aber noch vor Cobi. Bis auf drei Teile, welche mir in Sachen Klemmkraft negativ aufgefallen sind. Diese wie folgt:

Leider waren genau diese Teile nah zusammen am Ende des Aufliegers und sind im Spielbetrieb (Getestet mit dem Engerl) nach kürzester Zeit zerbröselt im originalen Bauzustand. Mit einer Modifikation ist zwar etwas geholfen, aber das hilft der Klemmkraft trotzdem nicht weiter.

Spaltmaße

Die Spaltmaße sind wie bei Wange üblich vor allem zwischen großen Panelen und Teilen sowie zwischen Steinen selbst größer. Wenn ihr den Wunsch hegt, die Spaltmaße genau sehen zu wollen, müsst ihr nur in den geschlossenen Auflieger eine Lampe reinlegen und den Raum abdunkeln. Im Übrigen, echte Auflieger sind auch nicht 100% dicht.

Ei, da brennt ja noch Licht im Auflieger!
Ei, da brennt ja noch Licht im Auflieger!

Kratzer und besondere Bauteile

Sie zerkratzen meine Teile, aber niemals mein Ego.

Unbekannter Klemmbausteinfreund

Auf die Kratzer gehe ich etwas ausführlicher ein, denn die sind in großem Ausmaß vorhanden. Bei Fliesen von Wange ist es nichts neues, die Kratzer aber werden frühestens dann im beim Bau mit Fingerabdrücken (Tapser) überdeckt. Allerdings waren die großen Panels in 1×6×5 arg zerschrammt. Nicht mal drei Jahre Spielbetrieb mit Grabbelkiste können solche Kratzer verursachen, aber da möchte man doch fast wieder dem großen Sticker auf den Aufliegerseiten dankbar ein. Denn diese großflächigen Aufkleber verdecken die Kratzer recht gut, nur gelegentlich bei näherer Betrachtung sieht man die gröbsten Schrammer dezent durch die Sticker durchschimmern.

Transclearscheiben hat das Set genau vier Stück, wobei nur die Windschutzscheibe vorn und die Scheibe hinten (Panel in 1×2×2) für Kratzer immer potentielle Kandidaten sind. Die Kratzer halten sich für die Preisklasse im Rahmen. Es ist kein Grund für Jubelschreie aber auch nicht für eine Wutorgie.

Ein besonderes und beim dänischen Marktführer nicht erhältliches schwarzes Bauteil (Teilenummer 61484, zu deutsch: Gebogener Baldachinaufsatz als Windschutzscheibe) ist genau oben auf der Fahrerkabine als Spitze und Blickfänger drauf. Und verkratzt wie sonst was. Es ist eher traurig, wenn Fingerabdrücke rettend das Niveau heben, denn jetzt nach dem Aufbau und Bespielung ist wenig zu sehen. Außer man dreht oder wendet die Zugmaschine und sucht spezifisch nach Kratzer. Die vier Noppen oben sind mit „WG“ gebrandet, auch die einzigen Noppen mit Branding in dem Set.

Wenn wir schon bei besonderen Teilen sind, Wange nutzt weiterhin die bei Lego 2012 ausgelaufenen Flugzeugscheiben (Teilenummer 4862, dänische Einsatzzeit 1985 bis 2012). Zu erkennen sind diese daran, dass sie oben ein Haltenippel haben und unten zwei. Sie wurden ersetzt durch die vielseitig einsetzbaren flachen Scheiben (Teilenummer 60601), die nicht kompatibel sind zum früheren Standard. Böse Zungen sagen, die Füchse in Billund haben wieder ein Sonderteil eingespart. Klar, das dazugehörige Fenster in 1×2×2 zum alten Standard ist auch 2012 ausgelaufen bei Lego (Teilenummer 2377). Neuere Fenster ab 2012 (Teilenummer 60032) haben oben und unten an der Innenseite nur ein Loch und sind komplett flach. Wer alte alte Scheiben und Fenster als Neuware will, der wird bei Wange immer fündig.

Was Wange auch im Angebot hat, sind Plates mit Slopes in 2×2×2/3 mit zwei Noppen. Wäre es auf Bricklink erhältlich, so würde es wie folgt heißen: Slope 27 2 x 1 x 2/3 with 1/3 Cutout. Ein ähnliches Bauteil jedoch auf voller Steinhöhe als 1×2 bietet Lego an (Teilenummer 15672).

Farbtreue

Ich mach gleich mal ein Spiel mit euch:

Nein, keine Bildearbeitung im Spiel. Ich war total erstaunt, wie sehr Wange es geschafft hat, das Rot so richtig kräftig darzustellen. Kein Unterschied zum dänischen Marktführer, nada, niente, rien! Ich war da früher anderes gewohnt bei Wange, halt das übliche „Chinarot“ mit leichter milchiger Trübung. Auch die anderen Farben sind gut, da kann man nichts sagen, sie machen das, was sie sollen. Der Gloss oder der Glanz ist auch gut – aber verdammt empfindlich für Fingerabdrücke. Eigentlich das Gegenteil von matten Teilen.

Das bringt mich durchaus zur Frage, was Wange vom Granulat genau anders macht als andere Hersteller. Wie schon erwähnt, die Teile sind schwerer zum Klemmen wie Lego, die Tendenz geht Richtung Cobi. Knarzig möchte man fast sagen, ähnlich Q-Bricks. Da liegt auch der Hase im Pfeffer, die Kratzempfindlichkeit rührt wohl auch daher.

Fehlgüsse/Fehlteile

Manchmal kommt man bei Wange nicht um die Fehlgüsse aus. In meinem Fall war es eine 1×1 Roundplate in Transclear, die zum Glück mehrfach als Ersatzteil dabei war.

Links normal, rechts Fehlguss.
Links normal, rechts Fehlguss.

Wie immer ist es üblich, dass man bei Wange nicht ein bis drei Teile bekommt sondern nicht selten eine ganze Handvoll an Ersatzteilen, die dankenswerterweise in der Ersatzteilsammlung landen.

Modifikation

Ja, am Ende bin ich gleich übergegangen und hab den Sattelzug mehreren kleineren Modifikationen unterzogen. Zum einen habe ich das zweite Kennzeichen (Aufkleber) hinten links auf die Türe des Aufliegers geklebt, dann habe ich den roten Deckel zum Palettenkasten um eine Noppen nach innen versetzt, da auch im echten Leben diese Kästen so nicht rausschauen. Um aber auch etwas das bröckelige Heck zu schützen, habe ich die kompletten drei Achsen um eine Noppe nach vorne versetzt. Damit aber auch die Slopes samt Beleuchtung und roter Leiter ebenfalls um eine Noppe nach vorne verbaut. Jetzt bröselt im Kinderspielbetrieb das untere Heck nicht nach kürzester Zeit davon. Als nächstes habe ich den 4×4 Roundbrick für die Aufliegerverbindung zur Zugmaschine ebenfalls um eine Noppe nach hinten versetzt, was den Aufleger noch näher zur Zugmaschine bringt, auch das eine kleine Modifikation näher zur Realität.

Als nächstes werde ich die gesamte Sattelaufnahme auf eine Bauweise von Lego aus den 1990er Jahre umbauen mit Kreuzpin-Kugel, 2×4 Plate modified mit Ballaufnahme, Plate und Fliese mit Loch. Mit der Modifikation kann der Auflieger im verbundenen Zustand ein paar Grad sich knicken lassen und auch Rampen befahren. Kommt aber erst noch, freu mich aber drauf!

Fazit

Ich bin total verliebt in den kleinen Sattelzug mit Kofferaufbau. Sowohl aus beruflicher Hinsicht (oft als Vertretung habe ich früher in der Spedition solche Auflieger selbst verladen und habe heute noch damit im Alltag zu tun), wie aber auch aus Noppensteinsicht habe ich ein großes Herz für diesen Kofferzug.

Auch wenn er nicht perfekt ist in vielerlei Hinsicht, aber er lebt mit jedem Stein das, was Lego 1997 aus den Augen verloren hat – Kreativität. Man möchte gerade zu die Imperfektion während des Baus schon anfangen auszubessern und schon ist man da, was Bauen mit Klemmbausteinen ausmacht. Man schaltet sein Hirn ein und überlegt, wie man was wo besser gestalten kann und landet schon in der Vorstufe des MOC-Designs: Die Modifikation.

Genau die Modifikation war einer der Glanzstücke der dänischen Bausteine bis 1997 (dem Jahr, als Lego das Thema Stadt simplifiziert hat und gänzlich ins Schleudern gekommen ist), die viele zu eigenen geistigen Leistungen angespornt hat. Speziell das ist es, was ich an Wange so mag, es will nicht perfekt sein, aber es will einem eine gute Zeit bescheren und die Kreativität fördern. Es ist auch nicht das erste Set, das ich von Wange mit großer Freude modifiziert habe. Ich kaufe mittlerweile Wange genau aus dem Grund.

Was ich überhaupt nicht perfekt fand, waren die Sticker im Tapetenformat. Sie haben zu viel Transparenz und sind in der farblichen Deckkraft auf einem sehr niedrigen Niveau, da kann sich Wange mit Hsanhe die Hand geben. Erschwerend kommt auch noch dazu, dass die Klebekraft der Aufkleber brachial ist. Erlauben andere Marken und Hersteller noch nach dem Teilaufbringen des Stickers ein Entfernen und die Neujustierung, so ist hier Schicht im Schacht. Ende, wenn der Sticker drauf ist, bekommt man ihn nur noch mit dessen Zerstörung runter. Alles hat zwei Seiten, denn obwohl die farbliche Deckkraft der Aufkleber zu wünschen übrig lässt, kaschieren diese aber die Kratzer auf den Panels ganz gut. Ich bin daher da unschlüssig, ob Kratzer besser sind oder die miserablen Aufkleber.

Das Rot war definitiv die Überraschung für mich – Wow, das hat mich schier umgehauen. Ich hab ja eher wieder damit gerechnet, in wie viel verschiedenen Farbnuancen das Rot bei Wange wieder daherkommt. Null! Wow, super!

Die Länge des Aufliegers hat 23,1 Zentimeter, verglichen mit den 13,7m Meter für einen Sattelaufleger entspricht das einem Maßstab von 1:59, was weit von den 1:30 bis 1:35 für den Minifigurenmaßstab entfernt ist. Genau 28 Noppen ist der Auflieger lang, was für einen Umbau für Container so nicht geeignet ist.

Ein Container bei Lego oder nach Lego-Standard nutzt die gängige 6×10×6/6×12×6-Konvention für 6w-Container. Folglich auch nicht in der doppelten Länge in 6×20×6/6×24×6 ist der Auflieger zu lang. Spielt das aber eine Rolle? Nein, tut es nicht, denn es ist ein Spielset für Kinder und kein maßstabgetreues Set für Erwachsene. Wo es dann in der Vitrine vor sich hingammelt.

Allerdings hätte ich mir bei einem Spielset gewünscht, dass ähnlich wie bei anderen Sets die Seiten sich aufklappen lassen um den LKW beladen zu können. Ist zwar dann theoretisch kein richtiger Kofferauflieger, aber soll ja auch Spielwert besitzen. Dann aber sind die Aufkleber total für die Fische. Ist aber Kokolores in meinem Fall, da das Set bereits hier in Kinderhand ist und zur Zeit hart bespielt wird. Aber vielleicht ein Grund um es nochmal zu besorgen.

Zurück zur Vitrine: Genau da wird dieser Auflieger nicht landen, er ist für die geplante Hafenlandschaft von essentieller Bedeutung und auch das Schwesternset 4972 wird seinen Weg zu mir finden.

Kaufempfehlung? Unbedingt. Das Set ist auch mit ca. 15,- bis 16,- Euro preislich recht attraktiv, so dass man auch über die Fehler hinweg sehen kann. Wer es nicht für sich sondern für ein Kind kauft, dreimal mehr. Die reguläre Altersangabe von Wange sind 73 Monate. WTF? Richtig, das sind sechs Jahre und einen Monat, was ich für den Bau auch so unterstreichen kann (Exklusive Aufkleber auf den Seiten). Ein Kind unter sechs Jahren wird durchaus überfordert sein und spätestens beim Aufkleber ist sowieso auch beim sechsjährigen Kind Schluss mit lustig.

Es wurde wieder ein ewig langes Review, welches ich so in dem Ausmaß nicht geplant hatte. Falls es euch zu lang war, bitte einfach kommentieren. Auch falls euch bei der Bildqualität etwas aufgefallen sein sollte, ich teste gerade eine neue Kamera und bin da noch etwas unsicher.

In dem Sinne, ich bedanke mich wie immer für eure Aufmerksamkeit! Ihr dürft euch gern in den Kommentaren mit eurer Meinung austoben, ich freue mich immer auf euren Input.

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Bildergalerie zu Wange 4971 – Container Truck

Hardfacts zu Wange 4971 – Container Truck

AltersempfehlungAb 73 Monate (6 Jahre)
Seterscheinung2021
Preis (Stand August 2021)15,95 Euro (UVP)
AufkleberJa
Bedruckte TeileNein
Teileanzahl352
TeilepreisZwischen 0,04 Euro und 0,05 Euro
Setgröße (L×B×H)31× 8 × 10 cm
Bauzeit60 bis 90 Minuten
SchwierigkeitsgradLeicht bis Mittel
Kennzeichnungsart der zu verbauenden Steine im jeweiligen BauschrittEntsättigung der Teile vorhergehender Bauschritte in sowie farbliche Hervorhebung der Teile des aktuellen Bauschritts
AnleitungsartKlammergebundenes Druckwerk in Farbe
Seitenanzahl der Bauanleitung18
BauabschnitteKeine
Bauschritte32
Ø der Teile pro Bauschritt11
Teileinventar in der BauanleitungJa
MinifigurenNein
Anleitung als PDF beziehbarNein

Anmerkung zum Review

Der Container Truck mit der Setnummer 4971 von Wange wurde mir dankenswerterweise vom Bausteinreich für das Review kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Worte und Meinung zu dem Set sind meine eigenen, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand ebenfalls nicht.

Bausteinreich.de - Echte Berliner - nicht zum Essen.
Bausteinreich.de – Echte Berliner – nicht zum Essen.

Autor: Alfonso

Enddreißiger, Familienvater, Klemmbausteinsüchtling. Schrieb früher für justbricks.de und ist auch als Moderator auf Noppensteinwelt.de unterwegs.

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